Weihnachten wird auf der ganzen Welt gefeiert. Doch jedes Land hat seine eigenen Bräuche, die unbedingt zu dem Fest gehören. Auch in Deutschland gibt es Weihnachtstraditionen, die an den Feiertagen nicht fehlen dürfen.
Da du sicherlich den ersten Vorgeschmack auf Weihnachten bereits genießen konntest und du über einige Weihnachtsmärkte geschlendert bist, Lebkuchen und Spekulatius in rohen Mengen gegessen hast, die Glühweinvorräte leer getrunken hast und „Last Christmas“ nicht mehr hören kannst, kommt hier ein ausführlicher Post über das wichtigste Fest des Jahres für Deutsche, an dem die ganze Familie zusammenkommt und feiert. Und auch, wenn sich das Fest von Familie zu Familie deutlich unterscheiden kann, gibt es doch einige Bräuche und Rituale, die wohl in fast jeder Familie gleich gepflegt und gefeiert werden:
Die Adventzeit
Weihnachten beschränkt sich in Deutschland nicht nur auf den Heiligen Abend und die beiden folgenden Weihnachtsfeiertage. Der Startschuss für die Weihnachtszeit fällt bereits Wochen vorher, genauer gesagt vier Sonntage vor Heiligabend, am ersten Advent. Zur gleichen Zeit eröffnen spätestens alle Weihnachtsmärkte (hierzu kannst Du auch meinen letzten Post noch einmal lesen) und die meisten Familien haben ihre Weihnachtsdekoration hervorgeholt.
Auch die Dekoration samt den gewählten und präferierten Farben weicht natürlich je nach Familie stark voneinander ab. Allerdings würde ich behaupten in fast jeder Familie, welche das eigene Heim festlich schmückt, darf der Adventskranz nicht fehlen. Jeder Adventkranz trägt 4 Kerzen, von denen ab jetzt an jedem Adventssonntag eine mehr angezündet wird, sodass an Heiligabend alle Kerzen erleuchten. Im Übrigen gratuliert man sich zu jedem Advent und wünscht seinem Gegenüber „einen schönen ersten (zweiten, dritten oder vierten) Advent“.
Die Adventzeit steht aber auch für die Zeit im Jahr, in der man sich häufig mit Freunden und der Familie zusammenfindet, um Plätzchen und Stollen zu backen, um gemeinsam zu essen und Glühwein zu trinken und das Jahr ruhig und entspannt ausklingen zu lassen. Ebenso ganz untypisch für Deutsche. Man nimmt sich Zeit für die schönen Dinge, lässt auch mal Fünfe gerade sein und es wirkt als wäre alles ein wenig langsamer und gediegener.
Sogar an den Büros und Unternehmen geht die Adventszeit nicht spurlos vorbei: Traditionell finden während dieser letzten Wochen vor Weihnachten die feuchtfröhlichen Weihnachtsfeiern statt. Wenn du also an einem Lehrstuhl arbeiten solltest oder woanders, kannst du dich also meist auf eine Weihnachtsfeier freuen!
Der Adventskalender
Der Adventskalender erfreut gerade Kinder und soll die Vorfreude steigern und das Warten bis zum Heiligabend verkürzen. Ich würde aber behaupten, dass der Kalender auch für so manchen Erwachsenen ein absolutes Must-have der Adventszeit ist und Grund dafür ist noch einmal Kind sein zu dürfen. Es handelt sich dabei um einen Kalender mit 24 Türchen, von denen ab dem 1. Dezember bis Heiligabend jeden Tag ein neues geöffnet werden darf. Je nach Kalender verbirgt sich hinter jedem Türchen ein Bild mit winterlichen Motiven, Süßigkeiten oder andere kleine Überraschungen, die uns die Zeit bis Weihnachten zusätzlich versüßen. Zudem gibt es auch viele Familien, Pärchen und Freunde, die Ihren Liebsten einen Adventskalender selber basteln, sodass der Kalender personalisiert und etwas ganz Besonders ist.
Nikolaus
Ein ganz besonderer Tag während der Vorweihnachtszeit, neben den Adventssonntagen, ist in Deutschland der Nikolaustag, an dem die Stiefel und Schuhe (der Kinder) über Nacht (vom 5 auf den 6.12) mit kleinen Geschenken und Süßigkeiten gefüllt werden. Dafür müssen allerdings die Schuhe am Vorabend ordentlich geputzt vor die Tür gestellt werden. Dieser Brauch geht auf Sankt Nikolaus zurück, der 340 nach Christus als Bischof im türkischen Myra lebte und als besonders barmherzig galt. Er verschenkte alles, was er besaß und erbetteln konnte, an Arme und Kinder. Diesem Schutzpatron der Kinder wird traditionell an seinem Todestag, dem 6. Dezember, gedacht. Allerdings werden nur brave Kinder vom Nikolaus belohnt, bösen droht die Rute von Knecht Ruprecht, seinem finsteren Gesellen.
Heiligabend
Trotz dessen, dass Heiligabend das christliche Fest zur Geburt Jesu Christi darstellt, feiern auch Deutsche, die sich zu keinem Glauben bekennen, Weihnachten – insgesamt 78 Prozent. Weihnachten zu feiern ist für die meisten eine wichtige Familientradition. Etwa jeder vierte Deutsche geht an Weihnachten sogar in die Kirche.
Nachdem wir uns nun also vier Wochen lang (manch einer sogar noch länger) durch Adventskalender und Weihnachtsmärkte gefuttert, jede Menge Glühwein intus und tonnenweise Plätzchen gebacken, den alljährlichen Shoppingwahn sowie sämtliche Weihnachtsfeiern wohlbehalten überstanden und die Wohnung in Lichterketten und Lametta gehüllt haben, ist es endlich soweit: Heiligabend ist da und somit der Höhepunkt der deutschen Weihnachtszeit. Übrigens: Auch wenn es der wichtigste Weihnachtstag für uns ist, ist der 24. Dezember kein offizieller Feiertag, was bedeutet, dass die meisten Läden bis 14 Uhr geöffnet haben. Wer möchte, kann also noch last minute Geschenke oder Zutaten für das große Weihnachtsessen kaufen. Aber ich warne dich vor, es herrscht Krieg in den Läden!!!! Entspannt einkaufen, kannst du also vergessen und ich kann dir nur raten alle Besorgungen weit vorher zu machen!!!!
Was an diesem Tag sonst noch passiert? Der 24. Dezember, teilt sich für viele in einen meist hektischen Vormittag und einen festlichen Teil am Abend. In vielen Familien wird jetzt der Baum festlich geschmückt und eine Weihnachtskrippe aufgestellt, während in der Küche Hochbetrieb herrscht oder eben auch nicht, denn darüber, was an Weihnachten auf den Tisch kommt, gehen die Meinungen und Traditionen ziemlich weit auseinander. In vielen Familien gibt es ein Festessen, das oft aus Gänsebraten und Knödeln oder dem traditionellen Weihnachtskarpfen besteht. Hier ist die Küche meist Stunden vorher belegt und es wird gewerkelt was das Zeug hält. In anderen Familien wird das große Festmahl auf den ersten oder zweiten Weihnachtstag verschoben und an Heiligabend gibt es nur ein schnelles Essen wie zum Beispiel Würstchen mit Kartoffelsalat. Für den ein oder anderen mag Kartoffelsalat mit Würstchen vielleicht alles andere als festlich und eher befremdlich wirken. Tatsächlich aber ist dieses Essen das traditionsreichste Mahl in Deutschland, welches in fast jedem zweiten deutschen Haushalt am Weihnachtsabend auf den Tisch kommt. Dies liegt vor allem daran, dass nach alter christlichen Tradition vom Martinstag am 11. November bis zum 24. Dezember gefastet wurde, sodass an Heiligabend ein einfaches Gericht aufgetischt wurde.
Nachdem die Vorbereitungen abgeschlossen sind, kommen am frühen Abend die Familien zusammen. Manche pflegen Traditionen wie gemeinsames Singen oder Musizieren. Nach dem Essen folgt die Bescherung: Dann dürfen die Geschenke, die unter dem Weihnachtsbaum liegen, ausgepackt werden. Kinder hatten schon Wochen vor Weihnachten einen Wunschzettel ans Christkind geschrieben und warten aufgeregt, ob sich ihre Wünsche erfüllen.
Nach der Bescherung geht es – zumindest für den katholischen und gläubigen Teil der Bevölkerung – in die Christmette. Dabei handelt es sich um den wichtigsten Gottesdienst des Weihnachtsfestes, in dem um Mitternacht die Geburt Jesu gefeiert wird. Familien mit kleinen Kindern besuchen hingegen oftmals den Kindergottesdienst, welcher am Nachmittag bereits stattfindet.
Junge Leute, die über die Feiertage zu ihren Eltern in den Heimatort zurückgekehrt sind, ziehen oft zu später Stunde noch einmal los, um alte Freunde zu treffen.
Die Weihnachtsfeiertage
In den meisten Ländern bildet der 25. Dezember, der eigentliche Geburtstag Christi, den weihnachtlichen Höhepunkt. Bei uns in Deutschland feiert man jetzt einfach weiter – zwar ohne Bescherung, aber gerne mit Gottesdienst und unbedingt mit noch mehr Essen und Trinken. Die beiden offiziellen Feiertage werden auch dafür genutzt, Verwandtschaft und Freunde zu besuchen und die Weihnachtszeit so gemütlich und entspannt wie möglich ausklingen zu lassen, damit man danach kugelrund wieder zur Arbeit rollt, bevor das nächste fest Silvester ansteht. Dazu aber in den kommenden Posts mehr. Jetzt wünsche ich dir erst einmal eine besinnliche Vorweihnachtszeit, in der du hoffentlich viele Traditionen und Bräuche selbst kennenlernst und vielleicht sogar das ein oder andere Ritual nach deiner Zeit in Deutschland mit nach Hause nimmst und dort weiterführst.