Erfahrungsbericht Sprachtandem Türkisch / Deutsch

veröffentlicht am 21.02.2017

Das Sprachtandem bietet zwei Studierenden unterschiedlicher Muttersprachen die Möglichkeit, sich informell auszutauschen. In diesem Beitrag erfahrt ihr von einer deutschen Studentin, wie sie durch die Teilnahme am Sprachtandem ihre Türkischkenntnisse auffrischen konnte.

Im Wintersemester 2015/16 habe ich mit einer Informatikstudentin aus der Türkei ein Sprachtandem geführt. Da ich selbst in Istanbul Erasmus gemacht habe, hatte ich einige grundlegende Sprachkenntnisse des Türkischen, die ich gerne auffrischen bzw. gar nicht erst einschlafen lassen wollte.
Sie hat in Essen ihr Auslandssemester verbracht und konnte schon etwas Deutsch, hat aber auch hier noch einen Sprachkurs belegt. Ich habe in Essen gewohnt und sie in Duisburg im Studentenwohnheim, aber sie war zwei Tage in der Woche am Essener Campus, daher haben wir uns meistens nach oder zwischen ihren Kursen getroffen und zusammen in der Mensa gegessen oder in der Cafeteria einen Kaffee getrunken. Wir waren außerdem einmal zusammen im Grugapark und auch der Limbecker Platz hat uns einmal als Treffpunkt gedient.

Ihr Deutsch war deutlich besser als mein Türkisch. Um normale Gespräche führen zu können, fehlte mir das Vokabular, daher kam bei unseren Treffen mehr Deutsch als Türkisch zum Einsatz und häufig auch Englisch. Wir haben uns aber online auch viele Nachrichten geschrieben, bei denen es mir leichter fiel, mein Türkisch auszuprobieren und Lücken mithilfe des Wörterbuchs zu füllen. Wir haben uns auch noch geschrieben, nachdem sie wieder abgereist war. Während des Semesters haben wir außerdem zusammen „Der kleine Prinz“ auf Deutsch und Türkisch parallel gelesen, da ich eine
türkische Ausgabe hatte und sie sich die deutsche Version von einer Freundin ausleihen konnte.
Leider musste ich während des Semesters viel arbeiten und sie hatte viel für die Uni zu tun und hat auch viel im Rahmen des Erasmus-Programms unternommen. Daher kam es nicht so häufig zu einem Treffen wie wir ursprünglich vorhatten. Wir haben uns dennoch, wenn auch in längeren Abständen, regelmäßig gesehen und es war immer sehr angenehm. Wir haben uns über alles Mögliche ausgetauscht, beide viel Geduld miteinander gehabt und keine genauen Regeln festgelegt (wie z.B. eine halbe Stunde Deutsch, eine halbe Stunde Türkisch).

Ich muss zwar zugeben, dass meine Sprachkenntnisse keinen großen Durchbruch erlebt haben, aber mich das Tandem ermutigt hat, dran zu bleiben, und trotzdem mein Sprachvermögen ein wenig erweitert hat. Davon abgesehen war die Bekanntschaft mit meiner Tandempartnerin auf menschlicher Ebene sehr wertvoll für mich und hat viel Spaß gemacht. Wir haben uns sehr gut verstanden. Da ich ebenfalls mehrere Erfahrungen als „Buddy“ gemacht habe und in dem Rahmen mit dem jeweiligen Austauschstudenten entweder nur ein Treffen ganz am Anfang oder gar keines stattfand, war meine
Tandem-Erfahrung viel positiver. Es ergibt sich von allein, dass das Sprachtandem auch eine Plattform für kulturellen Austausch und gegenseitige Hilfe ist und Funktionen des „Buddy“- Programms mit übernimmt.

Ich möchte allen zukünftigen Tandems empfehlen, offen füreinander zu sein, keine bestimmten Regeln zu erzwingen, am besten zusammen die Stadt zu erkunden und möglichst einfach drauflos zu reden.
Das Projekt Sprachtandem finde ich eine gute Idee und eine sehr sinnvolle Plattform und es kommt in jedem Fall darauf an, was die zusammengebrachten Tandempartner daraus machen bzw. wie sie zusammenpassen. […]